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Expertentreffen zu sauberer Innenluft für pandemiegerechte Gebäude

Pressemitteilung zum Workshop „Pandemiegerechter Gebäudepark“ / „pandemic-proof buildings“ vom 9.5.2022

Am 9. Mai trafen sich Experten aus verschiedensten Disziplinen mit Vertretern von Wirtschaft, Behörden und Politik, um über Wege hin zu sauberer Luft für pandemiegerechte Gebäude zu diskutieren. Schon jetzt ist klar: Bis Herbst braucht es Massnahmen gegen die virenhaltigen Aerosole in der Raumluft. Sowohl viel Lüften, der Einsatz von Sensoren als auch Luftreiniger bieten sich dafür an.

Die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass bei respiratorischen Erkrankungen die meisten Ansteckungen in Innenräumen stattfinden. Wie können Gebäude kurz- und langfristig sicherer und gesünder werden? Welche Lehren können wir aus der bisherigen Erfahrung mit der Corona-Pandemie ziehen? Wo besteht Handlungsbedarf, wo gibt es Wissenslücken? Diese Themen wurden von Experten aus Epidemiologie, Spital- und Arbeitshygiene, Lüftungstechnik, Aerosolwissenschaften, Wirtschaft, Behörden und Politik im Rahmen eines Workshops diskutiert.

Alle Experten waren sich einig: Die Bedeutung von Aerosolen bei der Virenübertragung wurde zu lange unterschätzt. Von Menschen emittierte respiratorische Aerosole sind winzige Tröpfchen von Atemwegsflüssigkeit, die beim Atmen, Sprechen und Singen in die Luft freigesetzt werden. So gelangen grosse Mengen an Viren in die Raumluft und bleiben dort lange schweben. Es ist unterdessen sehr gut dokumentiert, dass die Entfernung der Aerosole zentral ist, um Innenräume wieder sicher zu machen. Aerosole sind nicht nur für Corona, sondern auch für viele weitere Erkrankungen, wie die saisonale Grippe, Erkältungsviren oder die Windpocken, die ebenfalls über die Luft übertragen werden, entscheidend. Besonders in der Nähe einer kontagiösen Person kann man sehr rasch sehr viele virenhaltige Aerosole einatmen. Auch weiter entfernt im Raum sammeln sich die Aerosole oft gefährlich stark an. Der Raumbelüftung kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Epidemiologe Salathé dazu "Heute wissen wir genug, um sagen zu können: Die Wirkung von gutem Lüften auf die Ansteckungsrate ist enorm."

Alle Experten, aber auch Vertreter aus Wirtschaft und PolitikerInnen fordern, dass bis im Herbst alles getan wird, um Schulen, Büros, Öffentliche Verkehrsmittel und andere Innenräume mit hoher Personendichte aufzurüsten. Es braucht dringend einen besseren Schutz der Bevölkerung. Sowohl Schulen als auch die Industrie leiden massiv unter den hohen corona-bedingten Ausfällen. 

Die zentrale Lösungsidee: In zukünftigen Krankheitswellen soll die Raumluft von Gebäuden "per Knopfdruck" von Viren befreit werden können. Als zentrales Abwehrmittel dienen dabei Lüftungen, die massiv hochgefahren werden können, beziehungsweise CO2- Sensoren, die anzeigen, wann die Fenster geöffnet werden müssen. Wenn der Luftaustausch nicht stark genug ist oder es drinnen zu kalt wird, sollen auch Luftreiniger wie Luftfilter zum Einsatz kommen. Dies können einfache, mobile Systeme sein. Filter helfen nicht nur gegen Viren, sondern entfernen gerade in städtischen Gebieten auch ungesunden Feinstaub aus der Raumluft. 

Diese Aufrüstung für pandemiegerechte Gebäude soll wissenschaftlich begleitet werden, damit sie effizient und zielgerecht erfolgt. Noch gibt es Wissenslücken. Doch keine spricht dagegen, dass die Raumluft mit Lüftungs- und Luftreinigungssystemen sowie CO2-Sensoren verbessert werden kann. "Es geht vor allem um die Menge virusfreier Luft, die während einer Krankheitswelle bereitgestellt wird. Diese Vorgabe muss technisch, energetisch und wirtschaftlich optimiert werden und benutzerfreundlich sein." erklärt Lüftungsexperte Benoit Sicre von der Hochschule Luzern. Daher sollen Lüftungskonzepte durch Forschende begleitet werden, damit die Empfehlungen für Planung, Installation und Betrieb technischer Lösungen verbessert werden können.

Es gibt auch sonst noch offene Fragen zur Lüftung: "Tiefe CO2-Konzentrationen sind gut für geistige Höchstleistungen. Wie tief, tief genug ist, ist aber noch immer ungenügend erforscht", erklärt Arbeitshygieniker Michael Riediker. Auch das Verhalten von Aerosolwolken und wie lange verschiedene Viren darin überleben, sei noch immer schwer vorherzusagen. Solche und weitere Fragen werden gegenwärtig von den Experten zu einem Positionspapier zusammengestellt, welches als Grundlage für eine Strategie hin zu gesunden und auch während Krankheitswellen sicheren Innenräumen in der Schweiz dienen soll. 

Dank sauberem Trinkwasser für alle haben wir Krankheiten wie die Cholera unter Kontrolle gebracht. Nun braucht es Anstrengungen und Investitionen, um die Raumluft zu säubern und das Infektionsrisiko in Innenräumen zu mindern oder sogar ganz zu eliminieren. Es eilt: Der nächste Herbst steht schon vor der Tür.

Kontakte der Workshop-Organisatoren: